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E30 Hifi-System: Stage 1

Für die 2 und 4 türigen E30 Limousine habe ich ein dezentes, aber kraftvolles Audiokonzept entwickelt, welche ich hier mit Euch teilen möchte. Für Cabrio, Touring und M3 ist sie nicht 1:1 umsetzbar, aber da ist ebenfalls schon was in Arbeit.

Konzept

Grundsätzliche Anforderung war für mich ein Einbau in die originalen Einbauöffnungen ohne Doorboards und ohne große Löcher in der Heckablage. Weiterhin möchte ich keinen nennenswerten Platz im Kofferraum verschwenden. Das Klangerlebnis soll sich mit aktuellen BMW Harman-Kardon Systemen messen können. Kraftvoller tiefer und präziser Bass, ausgewogenene Mitten und nicht zu vorlaute Höhen sind weitere Präferenzen.



Nach einigen Chassistests und mehreren Modifikationen bin ich nun mit dem Ergebnis voll zufrieden. Zahlreiche Besucher waren ebenfalls überrascht was in dem Auto trotz unsichtbarem Einbau musikalisch abgeht.

Aufbau

Die Hifi Stage 1 Lösung setzt ein 13cm Zweiwege System in den vorderen E30 Original Öffnungen in Fußraum und Spiegeldreieck ein. Wesentlicher Clou und Basis für das fantastische Klangerlebnis ist die unsichtbare Basslösung in Bereich der Rückbank. Eine kompakte digitale 4-Kanal Endstufe sorgt für den nötigen Pegel bei kleinsten Platzbedarf. Die Frontsysteme sind natürlich bei rund 80-100Hz nach unten abgekoppelt, müssen also nur Oberbass spielen. Ab 80 Hz setzen dann die Subwoofer von hinten ein. Diese sind kaum ortbar und fügen sich harmonisch ins Klanggeschehen ein. Auf ein Hecksystem (in der Hutablage) wird in meinem Auto verzichtet, ein solches System kann mit ein bisschen Aufwand aber ebenfalls integriert werden, wenn z.B. eh Werkslautsprecher vorhanden sind.




Frontsystem

In den vorderen Fußräumen aller E30 Modelle gibt einen mäßig guten Einbauplatz für ein 13cm Chassis. Das Volumen dahinter ist recht klein und nicht wirklich dicht. Aber man kann es für einen Mitteltöner von ca. 80-2000 Hz gut nutzen. Eine Dämmung hinter dem Chassis ist erforderlich. Selbstklebende Bitumenmatten können an die Rückwand der Einbauöffnung geklebt werden. Weiterhin habe ich ein Stück handelsübliche Dämmwolle eingelegt, was im Fahrzeug natürlich im Falle von Starkregen immer so eine Sache ist. Weiterhin muss das 13cm Chassis an seinen Kanten mittels Dichtband eingeklebt werden, weil die E30 Öffnung ein paar Millimeter größer als die Standard 13cm Chassis ist.



Nach Tests mit diversen 13cm Lautsprechern im Bereich von 100-250 EUR sind mir die MTX TX6 50S Systeme äußerst positiv aufgefallen. Neben einem ausgewogenem Klang war es auch die gebotene Verarbeitungsqualität der Chassis, die mich überzeugt hat. Nicht zwingend führt eine augenscheinlich gute Herstellungsqualität auch zu einem guten Sound, hier ist das aber der Fall. Ein paar Highlights im Detail: Der Hochtöner besitzt mit 28mm eine außergewöhnlich große Gewebemebran, was eben nicht zu diesem ausdünnten piepsigen Hochtönbereich diverser Billigchassis führt. Das MTX System zeigt stattdessen einen kräftigen Pegel im Hochtonbereich mit ausreichend tiefer Ankopplung an das 13cm Chassis. Der Pegel kann an der Frequenzweiche wegen dem etwas überpräsenten Einbauorts im E30 Spiegeldreieck auf -6dB abgesenkt angeklemmt werden. Den Hochtöner habe ich in die originale Blende für den E30 Hochtöner des Soundsystems eingearbeitet. Dazu muss der originale Hochtöner entfernt, die Öffnung etwas nachgearbeitet und dann der MTX Hochtöner eingeklebt werden. Ich finde das rote MTX Logo einen gelungenen Farbtupfer im klassischen E30 Cockpit, aber natürlich kann man den Hochtöner auch hinter das originale Gitter kleben.



Das 13cm Chassis besitzt ungewöhnlicherweise mit einem Aludruckgusskorb. Die Schwingspule ist hinterlüftet und die Papiermembran mit Glasteilchen beschichtet. Der Plan der Ingenierure von MTX geht auf, das 13cm Chassis liefert gut ab. Ausreichend ausgewogen und vorallem hoch belastbar bildet es die Basis für den ordentlichen Klang des Frontsystems.

Basslösung

Beim Bass gehe ich mit diesem Stage 1 etwas ungewöhnliche Wege, aber ich kann Euch versprechen, es hat sich gelohnt. In der Skisacköffnung sitzen bei diesem Konzept 2 Stück ovale 6x9" Chassis, die als Subwoofer, man könnte sagen " missbraucht" werden. Eigentlich sind es Koaxial Systeme für die Heckablage. Der Hochtöner wird aber nicht genutzt, kann gerne auch abgeklemmt und ausgebaut werden.

Die Chassis sind so montiert, dass die Magnete in den Innenraum ragen, weshalb die Rückbank nachgearbeitet werden muss. Dies ist im übrigen der einzige und aus meiner Sicht verschmerzbare Eingriff in die E30 Originalsubstanz. Im mittleren Bereich muss der Schaumstoff in einem Bereich von  20x35cm bis auf 3cm an den Stoff heran entfernt werden. 3cm Schaumstoff bleiben drin, damit der Stoff weiterhin in Form bleibt und im Innenraum nichts von der Basslösung in Form von verdächtigen Dellen im Stoff zu sehen ist.



Von der Kofferraumseite wird gegen die Rückwand eine 19mm Sperrholzplatte verschraubt, welche die beiden 6x9" Chassis aufnimmt. Diese Platte wird an mehreren Stellen durch kleine Holzstreifen ergänzt um eine gute Abdichtung sicherzustellen. Am Ende wird die Holzplatte mit handelsüblichen Akustikstoff bespannt und damit bleibt die Basslösung auch vom Kofferraum aus unsichtbar. Es geht kein Liter Kofferraumvolumen verloren, naja fast. Die Batterie sollte bei diesem Stage 1 nach hinten verlegt werden. Elendlange Stromkabel bis in den Motorraum kann eine Car Hifi Endstufe garnicht leiden, doch dazu später mehr.

Die Herausforderungen für die Lautsprecher in diesem Einbauplatz sind groß. Die meisten Subwoofer Chassis sind für kleine Gehäuse optimiert und würden am undichten 450 Liter E30 Kofferraumvolumen keinen guten Klang entwickeln. Die wenige noch verfügbaren FreeAir Subwoofer von Kicker, MTX und AudioSystem  gehen bei 25cm Durchmesser los und passen somit nicht in den vorgestanzten Bereich der E30 Skisacköffnung. Zwei Stück 6x9" sind größenmäßig für die unveränderte Skisacköffnung optimal, weshalb zunächst frisch überholte Infinity CS1 Bässe in dieser Größe in mein Auto einzogen. Damit war der Sound schon echt gut, schöner Tiefbass, aber wenig Kick und in Summe auch nicht übermäßig belastbar. Man konnte die Basschassis recht schnell in mechanische Begrenzung bekommen. Die 25mm Schwingspulen der CS1 Bässe waren dem Pegel des MTX Frontsystem nicht gewachsen.

Also habe ich versuchsweise die MTX TX6 69C Lautsprecher geordert, eigentlich nur um die ganze Anlage nachbausicher zu machen. Also nichtsahnend die Infinitys raus und die MTX eingebaut und dann mal wieder ein bisschen Soundcheck gemacht. Zunächst musste ich den Basspegel etwas zurücknehmen, was schon mal ein gutes Zeichen war. Fazit ist, die MTX TX6 69C legen nochmal eine ordentliche Schippe drauf, was Wirkungsgrad, Präzision und Belastbarkeit angeht. Somit war der optimale Lautsprecher für diese ungewöhnliche Einbauöffnung gefunden.



Damit das Ganze gut funktioniert, sind einige Dinge zu beachten. Die Bass-Chassis müssen wegen der Einbaurichtung verpolt zum Frontsystem angeschlossen werden, aber das ist ja eigentlich klar. Die Holzplatte muss an den Auflageflächen mit Dichtband am Klappern gehindert werden. Grundsätzlich müssen oberhalb der Chassis und seitlich mit kleinen Holzplatten größere Undichtheiten beseitigt werden. Die Chassis sollten im Idealfall auf ein geschlossenes 450 Liter Kofferraum Volumen arbeiten. In der Praxis gibt immer irgendwo Luft, aber das ist weit weniger schlimm, als irgendwelche klappernden Bleche.

Endstufe

Zunächst habe ich das Stage 1 mit einer Pioneer GM X404 aus den 90igern betrieben, was tadellos funktionierte. Die 40 Watt waren bis in höhere Lautstärken ok. Aber obenrum merkte man, daß die Luft ausgeht, also die Lautsprecher gerne noch ein bisschen mehr Leistung verarbeiten möchten. Um vielleicht komplett bei MTX zu bleiben, durchforstete ich das Portfolio auf der Suche nach einer kleinen 4-Kanal Endstufe mit für uns passender Aktivweiche und gerne mit digital Aufbau, wegen Stromaufnahme und Einbauplatz.



Ich wurde fündig in Form der MTX TX480D, einer kompakte Digitalendstufe mit 4 x 80 Watt RMS an 4 Ohm, ausreichend für unsere kleine Anlage. Fraglich war ob diese Endstufe auch klanglich mit der guten alten Analogtechnik mithalten kann, aber da gabs keine Probleme. Diese Endstufe war in 2017 mal in einem Zeitschriftentest verschiedener Digitalendstufen der "Klangsieger". Das ist nicht selbstverständlich, ich kenne viele "HighEnder" die zumindest im Hochmitteltonbereich wieder auf analoge Verstärker rückgerüstet haben.

Somit ist das Stage 1 Paket rund und noch dazu alles aus einem Hause, von einer Firma die ich vorher zwar namentlich kannte, aber nicht direkt auf dem Schirm hatte.



Die Endstufe ist größentechnisch perfekt für einen wie ab Werk vorgesehenen Bereich mittig unter der Heckablage geeignet. Sie ragt dabei nur wenig in den Kofferraum. 

Radio

Als Zuspieler fungiert bei mir ein Becker Traffic Pro aus einem alten Mercedes, baugleich auch in Porsche und BMW zu finden. Weiterhin für gut getestet wurden die neuen Blaupunkt Bremen und Frankfurt DAB Radios.



Nicht so berauschend fand ich die klassischen BMW E36 Radios der Reihe Business usw. Hier fehlts gegenüber den Becker und neueren Blaupunkts deutlich an Spielfreude und Musikalität. Keine Dynamik und ein deutlicher Schleier vermiest akustische Leckerbissen. Auch durchgefallen sind die preiswerten aktuellen DAB Radios von Blaupunkt, VDO, Continental und Co. im Bereich um 100-150 EUR.

Verkabelung Chinch

Vom Radio gehe ich mit 2 Chinchleitungen auf der Beifahrerseite zur Endstufe, wo mittels Chinch Verteiler auf die 4 Kanäle aufgeteilt wird. Die Endstufe muss übrigens 4 kanalig angefahren werden, es gibt da keinen entsprechenden Umschalter. Hätte mein Radio 4 Chinch-Ausgänge würde ich mit 4 Chinchleitungen zur Endstufe gehen und könnte somit den Basspegel über den Fader im Radio zum Frontsystem justieren.



Verkabelung Lautsprecher

Die vorderen Lautsprecher werden über die mittgelieferten Frequenzweichen an die Kanäle 1 und 2 der Endstufe angeschlossen. Hier sind 2 x 5m Lautsprecherkabel im Querschnitt 1,5qmm erforderlich.  Die Bass-Chassis werden verpolt (minus an plus, plus an minus) an die Kanäle 3 und 4 der Endstufe angeschlossen. Hier sind circa 2 x 2m Lautsprecherkabel im Querschnitt 2,5qmm erforderlich.



Verkabelung 12V

Das Radio habe ich über die originale BMW Verkabelung mit Strom versorgt. Die Lautsprecherausgänge des Radios werden in diesem Setup nicht mehr genutzt, weil sie klanglich in keinster Weise mit jeglichen externen Endstufen mithalten können. Zwischen Radio und Endstufe muss eine (dünne) Remote Leitung verbaut werden, damit beim Anschalten des Radios auch die Endstufe mit angeht. Diese Leitung war früher oft in den Chinchleitungen integriert.



Die Batterie sollte nach hinten in den Kofferraum versetzt werden, so wie es bei jedem E30 325i ab Werk der Fall war. Die Endstufe wird dann mit mindestens 10qmm besser 20qmm Leitungen auf kurzem Wege an die Batterie angeschlossen. In die Plusleitung kommt unmittelbar nach dem Batteriepluspol eine 50-100A Flachsicherung um die Kabelstrecke gegen Kurzschluß abzusichern. In die MTX 480D Endstufe können dicke Leitungen direkt angeschlossen werden (ohne Kabelschuhe). 35qmm sind maximal machbar. Die Minusversorgung der Endstufe wird nicht zur Karosserie, sondern ebenfalls bis zum Batteriepluspol verlegt. In den Einbauplatz im Kofferraum hinten rechts passt problemlos eine 95A Batterie, gerne eine frische die noch knackige Stromstöße liefern kann.



Ein Zusatzkondensator 1F ist nach meinen Tests nicht zwingend erforderlich, kann aber natürlich auch nicht schaden. Er müsste in unmittelbarer Nähe (unter 10cm Kabelweg) zur Endstufe verbaut werden.

Preise

Das Set aus Frontsystem, Basslautsprecher und Endstufe kostet in Summe übersichtliche 500 EUR und kann im Fachhandel erworben werden.




Weiterführende Infos

Einbauanleitung Frontsystem inkl. Hochtöner

Einbauanleitung Basslösung

Anleitung Einstellung Endstufe und Aktivweiche

FAQ und Fehlersuche


YouTube Einbauvideos

Ich habe den Umbau und auch die Modifikationen bis zu diesem Endstand in zahlreichen Videos begleitet. Zieht Euch gerne auch die Hörtests mit Kopfhörer rein.


























tino@e30.de