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Mirko: 335iC

Leben ist das, was passiert, während man andere Pläne macht - unter diesem Motto entstand nach einem Jahr Umbauzeit dieses wunderschöne 335i Cabrio. Gekauft habe ich mir das gute Stück im Juli 2011 als Basis für einen V8 Umbau. Der originale Antrieb mit 2,5er Motor war auf Grund eines Motorschadens bereits vor dem Kauf entnommen worden, es verblieb lediglich die originale Hahnentritt-Ausstattung.

Es kam jedoch anders als gedacht und nach Begutachtung der Karosse und der Feststellung, dass hier nirgendwo Rost zu finden war, fiel die Entscheidung zu Gunsten des zeitgenössischen 3,5er Umbaus. Mit dem M20B25 konnte und wollte ich mich noch nie so recht anfreunden und der M30 hat mich schon immer fasziniert. Einen nicht unerheblichen Anteil daran hat auch mein erster E30, ein 325eta in arktisblau, der mich mit kraftvollem Antritt bei niedrigen Drehzahlen überzeugt hat. "Das muss der M30 doch noch viel besser können..." dachte ich mir und so war die Idee zu einem lang übersetzten 335e Cruiser-Cabrio im Originallook geboren.




Ziel war es also, einen 3,5er so einzubauen, dass beim Öffnen der Motorhaube der Eindruck entsteht, dass dieses Cabrio schon ab Werk mit dem Motor ausgeliefert wurde. Da schon sehr viele E30-Fahrer auf M30 umgebaut haben, stehen auch schon viele Lösungen neben der Umbauanleitung auf E30.de parat. So wurde im Januar 2012 dann ein E32 735i als Schlachter besorgt, dessen Motor revidiert und anschließend eingebaut werden sollte. Dank mangelnder Pflege der letzten 7 Jahre zeigten sich die üblichen Erscheinungen solcher Motoren, die zwar immer noch gut laufen, ihre besten Jahre aber auch hinter sich haben. Die Haupt- und Pleuellager waren fertig, die Kopfdichtung undicht, die Hohlschraube am Ölrohr nur noch drei Gewindegänge eingeschraubt und die Nocken schon leicht eingelaufen. Zu meinem Glück kaufte ich mir noch eine neue Kupplung mit Einmassenschwungrad, an der noch ein kompletter Motor dran hing. Dieser Motor zeigte sich dann im Bestzustand mit Haupt- und Pleuellagern, die aussahen wie neu und einer Nockenwelle ohne jede Verschleißspur. Zudem stellte sich heraus, dass es einer der ganz seltenen 220PS Katlos-Motoren gewesen ist, die in wenigen E32 ihren Platz fanden. Kurzerhand wurde aus zwei Motoren dann einer gemacht, die Anbauteile vom 211PS Motor überholt und an den 220PS-Rumpfmotor angebaut. Die Motorsteuerung stammt komplett vom 211PS Motor, sodass das Endergebnis ebenfalls ein 211PS-Motor ist, der lediglich eine etwas höhere Verdichtung von 9,2 zu 1 besitzt.


















Wie schon eingangs erwähnt, wollte ich aber kein Rennauto bauen, sondern ein Cruiser-Cabrio für das gemütliche dahingleiten auf der Landstraße. Zu diesem Zweck wurde die Übersetzung an der Hinterachse mit 2,93 sehr lang gewählt. Nachteilig erweist sich das lediglich in der Höchstgeschwindigkeit, da diese nur noch im 4. Gang erreicht wird und das auch nur sehr knapp (Tacho 237km/h). Der 5. Gang geht theoretisch bis knapp 300km/h und dient daher eher als Overdrive. Es stellt sich aber eh die Frage, wie oft man beim Cabrio wirklich Höchstgeschwindigkeit fahren will, für mich jedenfalls war es nicht maßgeblich. Interessanter ist da schon der Vergleich bei der Beschleunigung und in direkten Vergleichsfahrten mit einem 335iC mit 3,46er Differential bin ich mit der langen Übersetzung kein Stück langsamer. Erst ab einer Geschwindigkeit von 160km/h kommen die Vorteile der kurzen Übersetzung zum Tragen, da ich hier in den 4. Gang schalten muss und das bei einem 3,46er Differential bereits der Übersetzung vom 5. Gang entspricht.
Auf der Haben-Seite stehen dafür ein voll nutzbarer erster Gang bis 60km/h, bei dem die Kraft auch nahezu vollständig auf die Straße übertragen wird, ein zweiter Gang bis knapp über 100km/h mit brachialem Schub und die Möglichkeit auf der Landstraße mit ca. 2000 U/min dahinzugleiten. Dank der langen Übersetzung schafft man es auch bei längerer Landstraßenfahrt den Verbrauch auf glatte 9,0 L/100km zu drücken, ein beachtlicher Wert für so einen alten Steinzeitmotor.




Das Konzept eines Cruiser-Cabrios im Originallook ist für mich jedenfalls voll aufgegangen. Hier noch ein paar technische Daten zum Umbau:

Motor: M30 B35 (34 6 E C Rumpfmotor mit 34 6 K B Anbauteilen und Motorsteuerung), Motorkabelbaum vom M20 angepasst auf M30

Kardanwelle: E36 328i

Kühlung: E28 535i mit E30 Klima-Lüfter und E36 Compact Thermoschalter (80/88°C)

Heizung: Heizungsabgang vom altem M30 hinten am Zylinderkopf verwendet mit M20 VFL Heizungsschlauch, dadurch kann vorn am Kühlerrücklauf der Schlauch vom E28 535i ohne Änderung verwendet werden

Schaltgestänge: bei mir in Motorposition 3 mit den Haltern von Tino passte das 325i Schaltgestänge ohne Änderung

Abgasanlage: geänderte M30 Hosenrohre mit X-Rohr, S50 Kat und 325i Endschalldämpfer

Motorlagerung: Speziallager 50mm, zu beziehen über mlei im e30-Talk.de

Bremse: (noch!) Serienbremse 325i mit Bremskraftverstärker und Hauptbremszylinder vom E30 325iX und Stahlflex-Bremsleitungen

Differential: Übersetzung 1 zu 2,93

Waschwasserbehälter: E30 324td

Fahrwerk: H&R 30/30 Komfort Kit mit H&R Stabi Kit

Viel Spaß beim Lesen wünscht

Mirko alias Gresley im e30.de-Forum

Bei Fragen zum Umbau: mirko [punkt] hoerz [at] gtaberlin [punkt] de