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Torsten: 316














Liebe e30-Gemeinde!

Meine persönliche Hommage an meinen e30.

Er fährt, und fährt, und fährt. Im Grunde für ein Automobil nichts ungewöhnliches, ist es doch gerade dessen Bestimmung, eben dies zu tun. Aber die Zuverlässigkeit, mit der eben dieses Modell seine Kilometer abspult, ist beeindruckend. Die Rede ist von meinem mittlerweile 23 Jahre alten Gefährt, einem 316 (ohne „i“!) von 1984. Die Laufleistung? Gebe zu - ist nicht der Hammer: 160.000 km. Aber in den fünf Jahren, die mich dieses Auto bisher begleitete, kam es zu keinem einzigen Ausfall, anders gesagt: der Wagen hat mich nie im Stich gelassen. Nicht in zahlreichen Urlaubsfahrten - teilweise voll beladen mit 5 Personen plus Dachbox in die Skigebiete. Nicht im winterlichen Schneechaos auf der A45, welche ich aufgrund meiner Fernbeziehung mit hoher Frequenz befuhr; man könnte also sagen, der Wagen rettete meine Beziehung. Schließlich machte er auch nicht in während all meiner Landstraßen-Heizepisoden schlapp. Und eben darum habe ich ihn auch nicht verlassen. Und verewige ihn nun endlich auch auf www.30.de.

Doch nun zur Geschichte. Im Januar 2002, frisch den Führerschein in der Tasche (nach dreimaligem Anlauf…), vermittelte mir mein Großvater den Wagen seines damals bereits 94-jährigen Nachbarn.  Bereits abgemeldet fristete das Auto ein trostloses Dasein in der Garage. Für den wohl unschlagbaren „Kauf“preis von 1 Euro befreite ich das gute Stück aus seinem Winterschlaf. Der Wagen hatte damals lächerliche 59.590 km auf der Uhr, war natürlich Scheckheft-gepflegt und bis auf zwei Beulen auf der rechten Seite (der Mann ist auf dem rechten Auge blind) lack-technisch im guten Zustand. Was wie eines der üblichen Rentner-Wagen-Märchen klingt, hat aber auch seine Schattenseiten. Alle Jahre wieder sollte von nun an das gesamte Weihnachtsgeld (Synonym für schwer erschufteten Lohn, Bafög etc.) in Steuer und Versicherung fließen. Was ich mich damals ärgerte! Typenklasse 16 (kein Vergleich zu Golf und co, ich weiß) bedeutete auf 120 % läppische 1050 € im ersten Jahr! Hatte ich etwa doch einen Porsche erstanden? Innerlich verfluchte ich jeden e30 Fahrer, den ich in einen Unfall verwickelt sah, was – ich gestehe – zuweilen makaber klingen mag. Während die Versicherung mittlerweile bei akzeptablen 300 € angekommen ist, blieb die Steuer von 465 € zu meinem Übel immer konstant. Träfe das nur für die Spritpreise zu! Mit 8 Litern Super im Schnitt gibt es sicherlich sinnvollere Lösungen für Studenten-Portmonaies.

Zurück zum Auto. Die erste Fahrt (100 km) war für einen Fahranfänger ein triumphaler Siegeszug gegen alle „nimm-lieber-ein-Auto-mit-weniger-Leistung“-Pädagogen. 90 PS können sich für einen damalig lediglich Fiesta-erprobten Gasfuß wie Mach 3 anfühlen! Das der Effekt jedoch nicht lange anhielt, kann man sich denken. Zuhause wurde dann erstmal ausgemistet – im wahrsten Sinne des Wortes – denn Tiere machen vor Garagen auch nicht halt. Nach einer gründlichen Überholung (alles, was im Motorraum nicht Niet- und Nagelfest war, wurde gereinigt, getauscht, gefettet oder geflickt) war auch der Traktor-ähnliche Leerlauf seidenweich – und das ist er heute noch.

In meinem jugendlichen Leichtsinn folgte dann aber das, was mir jetzt sicherlich viele Puristen und Kenner (und manchmal sogar ich selbst) vorhalten: basteln. Frisch im Zivildienst ging ein nicht geringer Teil des Gehalts bei ‚ebay’ an Schürzen, Schwellern und Schnickschnack drauf. Hätte ich damals fotografiert, die Bilder wären bereits nach 2 Monaten längst überholt gewesen. Der jetzige Status allerdings existiert bereits seit über 3 Jahren, amüsanterweise genau seit Beginn meines Studiums. In diesem Zeitraum besann ich mehr auf das Wesentliche: fahren und in Schuss halten. Gerade das Letztere war wegen des vielen Schnees im Siegerland, meinem Studien-Domizil, eine anspruchsvolle Aufgabe. Einmal Rost gefangen…ihr wisst ja. Im Frühling blühte daher nicht nur die Natur wieder auf, sondern regelmäßig auch mein Lack. Dies wird sich bis zu einer Neulackierung wohl auch nie ändern…aber ich kämpfe tapfer weiter!

Schlussendlich bleibt die Frage, warum dieses Auto eine solche Faszination auf mich ausübt. Warum ich selbst bei Minusgraden den Ölwechsel gemacht habe. Warum ich - handwerklich absolut ungelernt - sämtliche Foren und Bücher verschlungen habe, um an dieser Stelle behaupten zu können, den Wagen nie in eine Werkstatt gefahren zu haben. Warum ich wie wild Internetseiten rauf und runter ‚scrollte’ um noch ein weiteres Stückchen BMW zum Einbauen zu ergattern.

Ich weiß es nicht. Wenn sich jedoch mein zufriedenes Gesicht im frisch polierten Chrom spiegelt oder ich entspannt der Novembersonne entgegen fahre, merke ich, dass sich der ganze Aufwand lohnt. Auch wenn es sich rational betrachtet lediglich um einen Gebrauchsgegenstand handelt, der einen von A nach B bringen soll – das Herz hängt schon dran. Und hatte ich schon erwähnt, wie viel Freude doch der Heckantrieb im Winter macht? Aber wem erzähle ich das…

Zum Schluss noch ein Dank an den Erstbesitzer, der mittlerweile 98 (!!, ob BMW-fahren wohl entgegen vieler Meinungen die Lebenserwartung erhöht?) Jahre alt ist, an meinen Großvater und meinen Vater für die finanzielle bzw. Schraub- Unterstützung, und an die Ingenieure der Bayrischen Motoren Werke AG.

Möge der e30 ewig leben - schließlich ist bald 25-jähriges Jubiläum!

Kleiner-[316]-Bayer aka Torsten

P.S.: Unspektakulär, aber der Form halber erwähnt:

Modell:                316 Coupé, Erstzulassung 10/1984.
Farbe:                  Alpinweiß 146, Innenausstattung blau
Aktuelle Laufleistung:     163.900 km (11/2006)
Motorleistung:        66 KW, 90 PS (zählen beim Vergaser doppelt:)
Getriebe:              4-Gang
Vergaser:             Pierburg 2BE
Fahrwerk:             Federn H&R 35mm, Dämpfer M-Technik
Reifen/ Felgen:      Heyking 15“ 7j x 15 H2 (Alpina-Look) auf 195-50-R15 Fulda

Karosserie:            Frontschürze Kamei
                            Heckschürze Zender
                            Heckspoiler BMW M-Technik

Sonderaustattung ab Werk:    Elektrisch verstellbare Außenspiegel
                                            Servolenkung
                                            Sportfahrwerk

In Eigenhand nachgerüstet:   H&R Federn
(nur das Wesentlichste)        3-Speichen Leder-Sportlenkrad
                                          Drehzahlmesser
                                          Analoguhr
                                          Innenspiegel mit Beleuchtung
                                          Sportsitze M-Technik
                                          Blaupunkt Sevilla CD Radio samt 3-Wege Lautsprecher
                                          Nebelscheinwerfer
                                          M-Schaltknauf


Fragen?

Toasty.m at gmx.de