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Nachrüstung ABS

Eine der aufwendigsten Nachrüstungen am E30 (neben der Klimaanlage) ist wohl das Anti-Blockiersystem. Es sind diverse mechanische Komponenten an den Achsen zu tauschen. Dazu kommt der nicht unerhebliche Anteil an Verkabelung des Steuergerätes. Nachfolgend eine ausführliche Anleitung wie es gemacht werden kann.

Hinten braucht man 2 Aachsschwingen mit den Aufnahmen für die Drehzahlsensoren und Antriebswellen mit einer Zahnscheibe (Rotor) auf dem Außengelenk. Die gibt es nur in Verbindung mit Scheibenbremsen. Für die Vorderachse werden 2 Federbeine mit Aufnahmen für die Drehzahlsensoren und Radlagern mit einer Zahnscheibe drauf benötigt. Die ABS-VA-Federbeine gibt es nur in der größeren 51mm (Durchmesser) Ausführung.

Die VA-Sensoren sind rechts und links unterschiedlich. Das ist wichtig für den Fall, dass diese Teile separat beschafft werden müssen. Der Sensor der rechten Seite hat das längere Kabel von beiden. Die Sensoren werden so eingebaut dass das Kabel leicht zum Stoßdämpfer zeigt. Andernfalls stimmt der Abstand zum Rotor nicht und die induzierte Spannung ist zu gering. Das erkennt das Steuergerät als Fehler und der wird nach einigen Metern Fahrt durch die ABS Kontroll-Lampe angezeigt.

Weiterhin werden der ABS Kabelbaum und das ABS Steuergerät mit Haltern benötigt. Den Kabelbaum bei der Demontage vorsichtig und ohne Beschädigungen, aus dem Fahrzeugkabelbaum auslösen. Das Hydroaggregat sollte der Einfachheit halber kpl. mit den Leitungen und Klammern ausgebaut werden. So hat man schon mal ein Muster falls eine Bremsleitung erneuert werden muss. Die Bremsleitung nach vorn rechts, sollte neu bei BMW bestellt und nach dem Muster der alten gebogen werden.

 

Die Sensoren kann man prüfen und wieder einbauen (Details am Ende der Anleitung). Ich hatte Glück und hab 2 komplette
HA-Schwingen mit Antriebswellen bekommen. Ratschlag von mir. Sensoren ausbauen und die Löcher sauber schmirgeln, Gewinde nachschneiden und neue Inbusschrauben von BMW (die sind im Kopf härter als die aus dem OBI) falls man da noch mal dran muss zur Fehlersuche, ET-Nr: 07 11 9 919 913, pro Stück 0,08 €. Die Sensoren reinigen. Sie sind magnetisch, evtl. hängen Metallspäne daran, die erkennt das Steuergerät wenn sie nicht entfernt werden, ggf. als Fehler.

Beim Einbau habe ich die Sensoren leicht mit Kupferpaste eingestrichen. Wenn schon einmal alles neben dem Auto liegt, kann man gleich die Bremssättel überprüfen und ggf. überholen. Ebenso die Bremsscheiben und die Handbremsbacken. Die Handbremsseile habe ich auch gleich neu gemacht. Die Seile von Trommel- und Scheibenbremse sind unterschiedlich.


Für die Sensoren der Hinterachse, müssen die Kabel vom Steuerteil links am Schweller unter dem Teppich entlang, bis unter die Fondbank gelegt werden. Dazu müssen die Einstiegsleisten ab (ein paar Klammern davon sind mir kaputt gegangen ET-Nr: 51 47 1 840 961, pro Stück 0,11 €). Die Steckverbindungen zu den Sensoren befinden sich später unter der Sitzbank.

 

 In machen Autos befindet sich auf der linken Seite unter der Fondbank ein Blindstopfen. Diese Bohrung kann als Kabeldurchführung benutzt werden. Auf der rechten Seite wird das Kabel zur Kraftstoffpumpe hinaus geführt. Dessen Gummitülle ist groß genug damit das Sensorkabel hindurch geschoben werden kann. Wenn so verfahren wird dann muss vom rechten Sensorkabel die Gummitülle entfernt werden.

 

Wenn die Löcher mit Durchmesser 25 mm, für die Kabeldurchführung nicht vorgestanzt sind und man nicht wie oben verfahren will, muss man welche bohren. Möglichst von außen nach innen. Das Konservieren der Löcher mit Lack nicht vergessen.

HA-Schwingen einbauen. Bei der Verlegung der Sensorkabel an Schwinge und HA-Träger die original Kabelbefestigung wieder verwenden. Bei Defekt, pro Seite je ein Teil (Kabelklemme, ET-Nr: 63 12 1 364 431, pro Stück 0,53 €, Halter, ET-Nr: 34 52 1 154 232, pro Stück 0,92 €) neu von BMW.


Wenn dann an der HA alles fertig ist, können dann das Steuerteil und das Überspannungsrelais, wenn vorhanden, mit Kabelbaum zum Hydraulikblock auch eingebaut werden.


Es gibt auch ABS die kein Überpannungsrelais haben. Hier ist der Überspannungsschutz im Steuergerät integriert. Es passt hier nur der Kabelbaum ohne den Steckerblock für das Überspannungsrelais. Der schwarze Steckerblock befindet sich ca. 35 cm vom Steuergerätestecker entfernt.


Dieses kleine silberne Relais geht gern bei Starthilfe durch andere Autos kaputt, das ist aber nicht so tragisch, weil eigentlich nur die Diode darin durchbrennt (vor dem Einbau durchmessen, Belegung auf dem Gehäuse). Diese Diode lässt sich leicht einzeln auswechseln.

Die beiden Teile kommen links neben dem Tacho unter das Armaturenbrett (s. o.).

Der Kabelbaum nach vorn lässt sich am besten vom Innenraum her durch die Gummitülle schieben. Eines der dafür passenden Löcher in der großen Gummitülle ausschneiden, Tülle dazu aus der Spritzwand drücken, dann geht es leichter. Die auf dem ABS-Kabelbaum befindliche Tülle muss korrekt in das ausgeschnittene Loch eingesetzt werden, damit es später im Auto nicht zieht.

Die Kolbenbohrungen und der Hub des HBZ mit und ohne ABS sind gleich. Beim ABS-HBZ sind nur 2 seitliche Leitungsanschlüsse vorhanden. Die Fahrzeuge ohne ABS haben 3 Anschlüsse, hier ist der VA-Kreis schon am HBZ in rechts und links getrennt.

Man kann also den originalen HBZ weiter verwenden, wenn die untere Bohrung mit der Verschlussschraube (ET-Nr: 34 31 1 103 475, Preis 0,66 €) korrekt abgedichtet wird.

Sollte der HBZ gewechselt werden, dann muss auch der O-Ring (ET-Nr: 34 31 1 650 345, Preis 1,90 €) zwischen HBZ und Bremskraftverstärker, zur Sicherstellung der Bremskraftverstärker-Funktion auf jeden Fall erneuert werden.

Dann kann man die Bremsleitung zur Hinterachse, zwischen dem vorderen Anschluss des HBZ und dem Bremsdruckregler, sowie die beiden Leitungen zu den Vorderrädern ausbauen.

Die Befestigung des ABS-Hydraulikblocks wird beim Fehlen der Befestigungsmaße wie folgt realisiert. Zum besseren Arbeiten wurde der LMM ausgebaut. Den Aktivkohlefilter, Kraftstoffilter und den Servobehälter habe ich gelöst und zur Seite gelegt.

Zuerst die Bremsleitung zum linken Vorderrad zwischen Block und Bremsschlauch anbauen, dadurch erhält man die ungefähre Position des Hydroblockes. Er steht ca. 0,5 cm entfernt von der linken Scheinwerferverkleidung. Wenn beim Ausbau die Haltelaschen und Gummielemente des Blockes sauber abgeschnitten wurden gibt es jetzt wenig Probleme. Wenn nicht muss erst von BMW Ersatz beschafft werden.

Halter: 41 11 1 922 477                                                                     3,43 €

Halter: 41 11 1 922 478                                                                     4,72 €

Halter: 41 11 1 922 479                                                                     4,66 €

Die originalen Halter mit Hydroblock anhalten, anpunkten. Dann den Hydroblock entfernen und verschweißen.

Zur Not können die Halter auch nachgebaut und einfach an das Blech angeschraubt werden.

An den Halter zum Radkasten habe ich ein 5 x 25 mm Flacheisen, 30 mm lang, als Fuß angeschweißt und ein 6 mm Loch zur Befestigung am Radkasten gebohrt. Mit einer Schraube M 6x20, Karosseriescheibe und selbstsichernder Mutter wird der Halter dann festgeschraubt (Mutter nach innen und Unterbodenschutz auf den Kopf im Radhaus). Den linken Halter habe ich als Winkel aus dem selben Material gebogen. Er ist mit einer M 6x10 Schraube am Topf des Gummielementes und mit 2 Schrauben M 6x20 (Lochabstand 25 mm)und Karosseriescheiben an der Karosserie befestigt.


Der rechte Halter hat etwas andere Maße als der linke. Er befindet sich direkt über dem Karosserielängsträger und vor der senkrechten Stoßnaht. Befestigt wird er mit 2 Treibschrauben mit Scheibe, ST 6,3x25-C-Z1, ET-Nr: 07 11 9 902 368, pro Stück 0,38 €. Er sollte zur besseren Ausrichtung zuerst montiert werden, dann der am Radkasten und zuletzt der unten vorn. Alle Halter habe ich in Wagenfarbe mit Duplicolor (das ist nicht so teuer wie original und es ist mehr in der Sprayflasche) lackiert.

Zur besseren Ansicht auf dem Bild oben, sind die Halter in einer anderen Farbe lackiert.

Da nun der Hydroblock an seinem Ort ist können auch die restlichen Bremsleitungen montiert werden. Die Leitungen werden von unten nach oben angebaut, wegen den Abstandsklammern geht das so am besten. Dabei darauf achten dass die Leitungen spannungsfrei in den Abstandsklammern montiert werden.

 
Zuerst die untere Leitung vom Anschluss                      h

2. vom Anschluss                                                        l

3. vom Anschluss                                                        H

4. vom Anschluss                                                        V

5. vom Anschluss                                                        r

 
Jetzt können die VA-Federbeine eingebaut und die Steckverbindungen hergestellt werden. Das Kabel für das rechte Vorderrad wird vom linken Scheinwerfer durch den Querträger nach rechts geführt. Die Durchführung zum Rad, unterhalb der Zündspule ist vorgestanzt. Die Gummitülle die das Sensorkabel an dieser Stelle vor dem Durchscheuern schützt ist von BMW nicht mehr lieferbar. Entweder ein Äquivalent im Freien Teilehandel, oder ein Teil vom Schrotti verwenden. Es passt die auf der linken Seite eingesetzte Tülle von der Kabeldurchführung der Bremsbelagverschleißanzeige. Aber die ist auch nicht mehr lieferbar.


Da der Kabelhalter für das Sensorkabel im Radkasten fehlt habe ich einen angefertigt. Dazu mit der Flex von dem ausgebauten linken Federbein den Kabelhalter abtrennen, mit einer 6 mm Bohrung versehen und ca. 2 cm um 90° abwinkeln.

Das Befestigungsmaß an der Karosserie wird vom Halter der linken Seite übertragen. Die Löcher mit Durchmesser 6,0 mm, für die Sicherheits-Befestigungsklammer der Sensor-Steckverbindung (ET-Nr: 61 13 1 371 074, pro Stück 1,23 €) müssen an passender Stelle in den Radkasten gebohrt werden. Dazu das Sensorkabel am Federbein und im Kabelhalter richtig verlegen (die weißen Markierungen auf den Kabeln zeigen an wo das Sensorkabel im Halter eingeklemmt wird), Steckverbindung herstellen und die Befestigungsklammer am Radkasten spannungsfrei montieren.

Auf der linken Seite wird das Sensorkabel mit durch die Kabeldurchführung der Bremsbelagverschleißanzeige gelegt.

Wenn alle Bremsleitungen dran sind, wird normal entlüftet, Dichtheit geprüft und der LMM, Aktivkohlefilter, Kraftstoffilter sowie der Servobehälter wieder eingebaut.

Nun kann auch der Rest der Kabel verlegt werden. Zuerst den großen 12-poligen Stecker auf den Hydroblock stecken, Kabelschelle anschrauben und beim Deckel aufsetzen auf richtigen Sitz der Dichtung achten. Das braune Kabel mit der 6 mm Öse kommt an die Masseschraube vom linken Scheinwerfer. Der dicke Kabelbaum wird mit durch die Befestigungsbänder an der linken Seitenwand nach oben bis zum Sicherungskasten geführt. Das dicke rote Kabel mit der 6 mm Öse dran, führt hinter der Verkleidung des Motorkabelbaumes nach rechts, direkt zur Batterie.

 Der große Stecker mit der Verriegelung dran kommt auf das Steuergerät, der kleine schwarze 5-polige an das Überspannungsrelais (wenn vorhanden), der braune mit der 6 mm Öse dran kommt an den Massepunkt über dem Kupplungspedal, der Schwarze Isolierschlauch mit den 2 dünnen Drähten drin und der Lampenfassung dran, wird in die leere Kammer der ABS-Kontrollampe im Kombi eingesteckt. (Birne vorher rein machen).

Dann ist da noch ein weißer 2-poliger Stecker der wird normaler Weise mit der SA-Steckverbindung X 2 verbunden. Wenn der SA-Verbinder sich nicht am Kabelbaum befindet, wird der grüne Draht mit dem grünen Draht der aus der 9-poligen Steckverbindung führt verlötet (auf der Lenksäule unten im Fußraum, Zündungsplus 15u). Der grün/rote führt zu grün/rot (54) am Stopplichtschalter und wird ebenfalls eingelötet und isoliert.

Der blaue Draht aus dem blauen 1-poliger Stecker führt zum blauen Stecker des Kombi-Instruments, an das blaue Kabel (61), welches zur Ladekontrollampe führt und wird da auch verlötet und isoliert.

Ich habe diese Lötstelle in der Nähe der Spritzwand ausgeführt das erspart den Ausbau des Kombis.


Ich habe die Bremsleitungen nach vorn rechts und links vom Hydroblock zu den Rädern erneuert, weil die Anschlüsse die sich im Radkasten befinden, verrostet und durch Demontage mit der Rohrzange verformt waren (ET-Nr: 34 32 6 755 594, pro Stück 3,64 € und ET-Nr: 34 32 6 755 651, pro Stück 4,77 €).Sowie die Bremsleitungen an den Hinterachsschwingen (ET-Nr: 34 32 6 755 590, pro Stück 3,64 €). Die Leitungen werden von BMW gerade geliefert. Sie sind z. B. bei ATU teurer. Das Rohr wird dort von einer Rolle abgewickelt, zugeschnitten und die Anschlüsse angebördelt. Wenn dort die Länge nicht richtig gemessen wurde, passt es nachher nicht perfekt und sieht gefuscht aus. Gebogen habe ich mit einer Rohrbiegevorrichtung nach dem Muster der Alten. Wie original!

 

Innenmaße des hinteren Befestigungswinkels für den Hydroblock

Waagerecht                                                                48 mm

Senkrecht                                                                   54 mm

6 mm Bohrung am senkrechten Schenkel bei    40 mm

Innenmaße des vorderen Befestigungswinkels für den Hydroblock

Waagerecht                                                                48 mm

Senkrecht                                                                   44 mm

6 mm Bohrung am senkrechten Schenkel bei    34 mm


Anschlussbelegung und Kennzeichnung am ABS-Hydraulikblock


Oben vorn                                           h                      Druckregelventil in der HA-Leitung

Oben hinten rechts                               l                       linkes Vorderrad

Oben hinten links                                 r                      rechtes Vorderrad

Unten hinten                                        V                     HBZ Vorderachskreis

Unten vorn                                          H                     HBZ Hinterachskreis

Innenwiderstand ABS-Sensor im ausgebauten Zustand: 945 W - 1000 Ohm

Prüfspannung: Wechselspannung von 0,2 – 0,3 Volt bei 0,5 U/Sekunde

Wenn eine Seite fertig ist, dann den Sensor im eingebauten Zustand messen, dazu von einem Helfer Rad oder Bremsscheibe gleichmäßig drehen lassen dabei muss am Messgerät eine Wie hoch die Spannung im einzelnen ist, ist nicht so wichtig, Hauptsache gleich.

Die Bauform der ABS-Sensoren ist unterschiedlich zwischen VA und HA und an der VA zwischen rechts und links.

Diese Nachrüstung ist mit normaler Werkstattausrüstung auf einer Montagegrube oder einer Hebebühne ohne größere Probleme machbar. Beim TÜV gibt’s auch keine Schwierigkeiten weil, man 1. da nicht hin muss und 2. baugleiche Fahrzeuge mit der selben Bremsanlage ab Werk ausgerüstet sind.

Dieser Umbau ist nicht nur für die Leute interessant die sich bei einer Notbremsung schon mal einen Satz Reifen ruiniert haben, sondern auch ein reiner Sicherheitsaspekt.

Ich hoffe ich hab nichts vergessen und denke dass diese Umbauhinweise, die ja sowieso nur etwas für gelernte Kfz-Mechaniker sind bei dieser Sicherheitsrelevanten Nachrüstung helfen könnten. Deshalb habe ich auch die Beschreibung der Achsmontagen weggelassen.

Bei mir hat die reine Nachrüstung mit dem auswechseln der Achsenteile, ohne die Vorbereitungen ca. 6,0 Stunden gedauert. Mein ABS hat von Anfang an problemlos funktioniert.

Sollte jemand noch irgendwelche Fragen dazu haben dann kann er mir ja mailen, ich werde auf jeden Fall versuchen zu helfen.

Viel Spaß beim nachrüsten.

Robert

balmer@arcor.de

 

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