Ein Sportfahrwerk ist eines der wesentlichen Punkte bei der Optimierung eines E30. Hin und wieder gilt es aber Jugendsünden zu beseitigen und wieder ein Serienfahrwerk zu verbauen. Nachfolgend beschreibe ich die Rückrüstung auf Originalhöhe bei einem 90er 320i Cabrio. Vor dem Umbau waren 60/40 FK Federn verbaut, die mir persönlich für einen Alltagswagen zu anstrengend sind.

	Eine Hebebühne vereinfacht die Arbeit ungemein. Zunächst sind Räder zu demontieren. Die vorderen Federbeine müssen für den Austausch von Federn und Stoßdämpfer komplett aus dem Fahrzeug ausgebaut werden.
	Bevor es richtig losgeht, ist jetzt eine gute Chance die 5mm Inbus Schraube der Bremsscheibe zu lösen. Noch kann die Bremsscheibe mit Einem Schraubenzieher am Sattel sehr einfach gegen Verdrehung fixiert werden. Diese Inbusschraube ist eine reine Montagehilfe und besitzt im Fahrbetrieb keinerlei Funktion. Zahlreiche Fahrzeughersteller verzichten daher mittlerweile darauf. Die Radbolzen sorgen für die nötige Flächenpressung zwischen Nabe, Bremscheibe Nabe und Felge. Sollte der Inbus schon beschädigt sein, kann auch eine Torx Nuß eingeschlagen werden und damit die Schraube entfernt werden.
	Zunächst muss der Bremssattel demontiert werden. Dazu die beiden SW19 Sechskantschrauben auf der Rückseite lösen.  Im Bild übrigens die etwas seltenere ATE Variante des vorderen E30 Standardsattels.
	Den Sattel am besten mit einem Kabelbinder am Stabi anbinden, damit die Bremsleitung nicht unnötig strapaziert wird. Die Bremsscheibe kann nun entfernt werden, um die weiteren Arbeiten zu erleichtern.
	Das Federbein ist unten mit je einem Gelenk mit Querlenker und Lenkgetriebe verbunden. Wir fangen mit der kleineren Verbindung zum Lenkgetriebe an. Die SW17 Mutter des Spurstangenkopfes wird gelöst.
	Mit einem Spurstangenabzieher wird die konische Verbindung materialschonend gelöst. Ein guter Spurstangenkopfabzieher ist ein unverzichtbares Werkzeug in einer E30 Garage. Für eine  lange Lebensdauer empfiehlt es sich die Gewinde des Abziehers sauber halten und regelmäßig zu fetten.
	Mit einem Knacken löst sich die Verbindung und die Spurstange hängt runter
	Das gleiche Spiel nun hinter dem Federbein. Hier wird die SW19 Mutter der Querlenkeranbindung gelöst.
	Der Abzieher wird etwas größer eingestellt und zum zweiten Mal eingesetzt um die konische Anbindung zum Querlenker zu lösen.
	Der ABS Sensor sollte demontiert werden. Dazu ist eine 5mm Inbus Nuss stabil anzusetzen und die Schraube zu lösen. Danach muss der Sensor hin und her gedreht und somit gelöst werden. Sollte der Sensor nicht freiwillig abgehen, kann auch der Steckverbinder im Motorraum gelöst werden und der Sensor verbleibt am Federbein.
	Nun ist das Federbein untenrum komplett von der Achskonstruktion gelöst.
	Oben im Dom sind noch drei SW13 Muttern zu lösen. Das Federbein ist dabei von unten mit einer Hand festzuhalten.
	Das wäre geschafft. Das gleiche Spiel nun auf der anderen Seite.
	Nun gilt es den oberen Federteller zu demontieren um an Feder und später auch Stoßdämpfer heran zukommen. Dazu wird zunächst die kleine Plastikkappe entfernt.
	Sind wie bei mir Sportfedern verbaut, die bei ausgebautem Federbein nur wenig weiter auseinander drücken, kann ohne Federspanner einfach mittels Schlagschrauber die SW19 Zentralmutter gelöst werden. Ggf. im oberen Bereich das Dämpferohr mit einer Wasserpumpenzange gegenhalten. Bei Serienfedern muss die Feder mit einem Federspanner vorgespannt werden, bevor der Schlagschrauber genutzt werden kann. Ansonsten fliegen aufgrund der großen Federkräfte Domlager und Federbein beim Lösen weitläufig durch die Gegend.
	Jetzt ist der obere Federteller samt Domlager lose. Die Feder und der Staubschutz können entnommen werden.
	Nun kommt der schwierigste Teil beim Fahrwerktausch. Die übergroße Mutter, ein sogenanter Schraubring muss gelöst werden. Er hält den Stoßdämpfer im Federbein fest. Das Federbein muss dazu in einen etwas stabileren Schraubstock eingespannt werden. Doch allzu fest darf man den nicht anziehen, weil das Dämpferrohr schnell nachgibt und sich verformt. Generell empfehle ich erstmal über Nacht das Gewinde des Schraubrings mit WD40 einzuweichen. Das WD40 nicht auf die Kolbenstange sprühen, das kann die Dämpferwirkung später beeinträchtigen.
	Sollte das Problem mit der zentralen Mutter gelöst sein, kann der Dämpfer nach oben entnommen werden. Das Federbein dabei am besten senkrecht halten, weil sich unter dem Dämpfer Öl befindet. Dies wird ins Federbein gekippt um eine optimale Wärmeableitung zu gewährleisten.
	Im E30 sind ab Werk unzählige verschiedene Federn mit vielen eher verwirrenden Farbmarkierungen verbaut.  Einige Federn haben ganz oben eine kleine Teilenummer eingraviert, welche nach den Jahren aber kaum noch lesbar ist. Grob kann an der Vorderachse zwischen Federn mit 6 und 7 Windungen unterschieden werden. Die 6er kommen bei 4 Zylinder und M-Technic Fahrwerk zum Einsatz. Die 7er eher bei den 6 Zylinder ohne M-Technic. Links im Vergleich dazu die vorher verbaute 60mm FK Tieferlegungs- feder.
	Für vorn habe ich mir die M-Technic Federn mit 6 Windungen ausgewählt und dazu neue Bilstein B4 Serienstoßdämpfer. Mein Cabrio hat 51mm Federbeine verbaut, entsprechend sind die Dämpfer auszuwählen. Bilstein Dämpfer E30 51mm vorn - Art. Nr. 21-030505 (2x) Bilstein Dämpfer E30 45mm vorn - Art. Nr. 21-030499 (2x)
	Zunächst muss das Federbein stabil eingespannt werden. Weiches Holz dient als Schutz gegen Verformung und Kratzer.
	Der neue Stoßdämpfer wird eingeschoben. Das alte Öl verwende ich weiter. Falls es fehlt handelsübliches Motoröl eingekippt werden.
	Der neue mit dem Bilstein Stoßdämpfer mitgelieferte Schraubring wird angesetzt. Vorher habe ich das Gewinde im Federbein nochmal gründlich mit einem Lappen gereinigt.
	Die Wasserpumpe ist wieder das Werkzeug der Wahl beim Festschrauben. Der Schraubring ist mit 130Nm festzuziehen, also quasi mit einer mittleren Rohrzange ohne Verlängerung richtig fest anziehen.
	Damits der Schraubring beim nächsten Dämpferwechsel in 20 Jahren etwas leichter zu lösen geht, pinsel ich das Gewinde noch mit Hamerit schwarz an.
	Die unteren Federunterlage wird eingesetzt.
	Die Feder wird auf das Federbein gestellt. Wie man sieht, guckt die Dämpferstange nicht weit genug raus, um Federteller und Domlager zu montieren.
	Also wird die Feder mit einem Federspanner etwas zusammen gedrückt. Viel Druck ist nicht erforderlich, da die M-Technic Feder schon deutlich kürzer als eine Standard Serienfeder ist.
	Der Staubschutz darf nicht vergessen werden. Wenn noch ok, kann auch der alte weiterverwendet werden Bilstein Satz Staubschutz vorn - Art. Nr. 11087068 (2x)
	Nun kommt der Federteller auf die Dämpferstange. Die alten Federteller rosten gern. Ihr müsst live entscheiden ob die alten Teile mit etwas frischer Farbe nochmal gehen oder ausgetauscht werden müssen. Nach dem Federteller folgt eine 37x2,5mm Unterlegscheibe Federteller vorn oben BMW Teile Nr. 31 33 1 128 524 (2x) Unterlegscheibe BMW Teile Nr. 31 33 6 776 760 (2x)
	Die Domlager sind in der Regel zu erneuern. In meinem Fall sind noch die ersten von 1990 verbaut und zeigen sich in tadellosem Zustand. Sie machen keine Geräusche und haben kein nennenswertes Spiel. Also gibts neues Fett und die Altteile kommen wieder zum Einsatz. Domlager aus aktueller Produktion halten leider nicht so lange wie die Originalbestückung. Domlager BMW Teile Nr. 31 33 1 128 524 (2x) alternativ Lemförder Art. Nr. 1057301 (2x) oder Meyle Art. Nr. 300 313 3108 (2x)
	Das Domlager wird mit einer SW19 Feingewinde Mutter gesichert. Unter die Mutter kommt noch eine 3mm dicke Unterlegscheibe, ansonsten klappt später das Domlager.
	Tja, wie bekommt man diese selbstsichernde Mutter angezogen. Es gibt dafür spezielle Nußkästen mit langen Nüssen und Sechskantkontur außen. Von oben kann dann ein Inbus oder Torx eingeschoben werden, um das Dämpferrohr festzuhalten. Muss ich mir mal irgendwann kaufen. Bis dahin tuts der Schlagschrauber. Drehmoment laut BMW Vorgabe: 44Nm. Also nicht so doll dran rumwürgen. Hat euer Stoßdämpfer einen Außensechskant zum Gegenhalten ist die SW19 Mutter mit 64Nm festzuziehen.
	Das Federbein ist nun fertig für den Einbau. Das zweite kann auch gleich bestückt werden.
	Wir bauen nun das rechte Federbein wieder ins Auto ein. Von unten in den Dom einführen und oben die drei SW13 Muttern ansetzen. Festschrauben später mit 22Nm.
	Der Querlenker muss nun wieder ins entsprechende Loch am Federbein eingeführt werden. Dazu muss man ihn nun ganz schön stark nach unten ziehen, weil das Federbein mit Serienfedern ein ganzes Stück länger ist, als vorher mit den FK Federn. Die SW19 Mutter ist mit 65Nm festzuziehen. Falls sich das Gewinde mitdreht, Zapfen nochmal rausziehen, mit Bremsenreiniger entfetten und dann ggf. von unten noch etwas Druck ausüben, z.b. mit Getriebeheber.
	Nun muss vorn noch das Lenkgetriebe bzw. die Spurstange angesetzt werden. Zapfen von unten ins Federbein einsetzen und die SW17 Mutter dann mit 36Nm festziehen.
	Der ABS Sensor muss nun wieder eingesetzt werden und die Zuleitung in die Führungen eingesetzt werden.
	Die Bremsanlage wird nun wieder montiert. Die Verschleissteile kann man bei dieser Gelegenheit natürlich auch gleich erneuern. Satz ATE Bremsscheiben vorn 260x22mm  Nr. 0122-0122.1 ATE Beläge vorn Art. Nr. 13.0460-2921.2 Ich empfehle gleich mal die Schmierung der Führungsbolzen im Bremssattel zu prüfen und ggf. zu  erneuern, meine waren komplett trocken.

	Hinten sind beim E30 Federn und Dämpfer getrennt verbaut. Somit können beide Komponenten einzeln getauscht werden. Zunächst ist die untere Stoßdämpferbefestigung in der Form einer SW19 Schraube zu lösen. Es kann nicht schaden einen Getriebeheber unterhalb des Achsschenkels zu platzieren, weil die Feder ja noch weiter nach unten drückt. Bei den hier verbauten 40mm FK Federn kann der Schenkel locker von Hand etwas nach oben gedrückt werden und somit die Schraube ohne Schäden gelöst werden. (Bei Serienfedern ist eine Abstützung des Schenkels vor dem Lösen der Schraube selbstredend Pflicht.)
	Die obere Stoßdämpferbefestigung ist beim Cabrio im Verdeckkasten unter einer schwarzen rechteckigen Abdeckung zu finden. Zunächst muss die runde Gummikappe vom Dämpfer abgezogen werden, weil sie in der Regel nicht durch die darunterliegende Öffnung passt. Bei den E30 Limousinen ist die obere Stoßdämpferaufnahme im Kofferraum hinter den Verkleidungen links und rechts zu finden.
	Die beiden SW13 Mutter oben sind nun zu lösen. Der Dämpfer ist dabei von unten mit einer Hand festzuhalten, damit er nicht herunterfällt. Damit ist der Stoßdämpfer ausgebaut.
	Um den Ausbau der Federn zu vereinfachen, sollte nun die Anbindung des hinteren Stabilistator auf beiden Seiten an den Achsschenkeln gelöst werden.
	Die verbaute 40mm FK Feder kann ohne größere Anstrengung einfach nach hinten gezogen und entnommen werden. Bei Serienfedern ist hier etwas mehr Aufwand erforderlich. Mit dem Federspanner kommt man nicht richtig ran, weshalb ich meist versuche mittels Brechstange die Feder unten aus ihrem Lager herauszuhebeln. Ein Helfer kann auch den Schenkel nach unten drücken mit einem kräftigen Ruck kann die Serienfeder von Hand "herausgerissen" werden.
	Bei den hinteren Federn gibts im Sportbereich fast immer gleich hohe 40mm Federn. Im Bild links 40mm FK, daneben 35mm Eibach, gefolgt von zwei E30 Touring Serienfedern. Am besten beschriftet Ihr die Federn nach dem Ausbau aus einem Schlachter sofort, später ist kaum noch eine eindeutige Zuordnung möglich.
	Die hinteren Dämpfer sind problemlos noch bei BMW erhältlich. Ich verbaue ganz normale Bilstein B4 Gasdruckdämpfer um eine komfortable Serienabstimmung zu bekommen. Bilstein Dämpfer E30 hinten - Art. Nr. 19-019819 (2x) Der Gasdruck drückt das Auto zusätzlich noch leicht nach oben, was hinten immer zu empfehlen ist.
	Der Staubschutz ist nicht im Set der Dämpfer enthalten und muss wie die Domlager ggf. noch dazu gekauft werden. Bilstein Domlager E30 hinten - Art. Nr. 12-244713 Staubschutz E30 hinten Meyle - Art. Nr. 3147400002 Domlager und Staubschutz werden mit einer SW17 Mutter befestigt und mit 15Nm festgezogen. Zum Gegenhalten kann ein SW7 Maulschlüssel verwendet werden.
	Die Feder sind oben und unten von Gummiunterlagen umgeben. Diese gibt es verschiedenen Stärken für kleinere Höhenanpassung. Übersicht Federunterlagen
	Serienfedern sind hinten eher schwierig einzusetzen. Entspannt haben sie eine beträchtliche Länge. Zunächst setze ich sie oben an und drück sie unten so weit wie es geht in Position.
	Nun kommt die Brechstange als Hebel zum Einsatz. Die Feder wird gleichzeitig hoch und etwas nach vorn gehebelt.
	Klappte doch eigentlich ganz gut. Ohne gelöste Stabihalterungen wäre das aber nichts geworden.
	Nun können die Stoßdämpfer eingesetzt werden und die oberen beiden SW13 Muttern mit 22Nm angezogen werden. Zwischen Domlager und Karossere kommt übrigens eine Papierdichtung.
	Der runde Gummiüberzug muss jetzt noch drauf gesetzt werden, was durch die kleine Öffnung etwas fummelig ist. Umkrempeln der Unterkante vereinfacht die Sache ungemein. Kappe dann aufsetzen und alle Kanten nach unten umklappen.
	Die Serienfedern drücken die Achsschenkel deutlich stärker als die vorher verbaute FK Feder runter. Hier kann nicht mehr mit Hand unterstützt werden.
	Ein handelsüblicher Getriebeheber muss unter den Schenkel und dann die Achse etwas angehoben werden. Im Bild die Bio-Version mit Holzbrett, bei der die Bühne einfach etwas abgelassen wird.
	Die untere SW19 Schraube ist handfest anzuschrauben Erst wenn die komplette Arbeit abgeschlossen ist und der Wagen wieder in Normallage auf den Rädern steht, sind beide Schrauben mit 87 Nm festzuziehen. Wenn der Wagen noch auf der Bühne ist, nicht vergessen die Stabis wieder an die Achsschenkel anzuschrauben.

Nun können die Räder wieder ran, alle Schrauben nochmal gedanklich durchgegangen und festgezogen werden. Insbesondere ist hinten die untere Dämpferbefestigung festzuziehen. Eine Probefahrt auf schlechter Straße ist empfehlenswert.

Tja das waren wohl doch keine normalen Serienfedern, sondern welche vom Touring. Der Wagen steht hinten gefühlt 1-2cm zu hoch. Auch nach kurzer Probefahrt setzte sich da nichts mehr.

Also fix nochmal etwas kürze schwarze Serienfedern aus der Kiste gekramt und verbaut. Damit steht der Wagen nun stimmig auf der Straße und fährt mit den 4 neuen Dämpfern, intakten Stabistützen und funktionierende Domlager wieder komfortabel wie ein Mercedes über die Landstraßen. Nichts poltert mehr, aber die Spurtreue ist nicht ganz perfekt. Also nochmal Spureinstellen und in meinem Fall vorn noch neue Reifen besorgen.

tino@e30.de