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Seitenwand unten ersetzen (e30 Cabrio)

Vorwort:

Ich übernehme keinerlei Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit der hier gemachten Angaben (nicht, dass mich jemand vor den Kadi zerrt, wenn was nicht klappt *g*).

1. Anzeichen:

Rostblasen unter der Einstiegleiste am Schweller im unteren Türbereich beim Übergang vom Seitenteil innen zum Schweller oben.

 

Wenn einem beim Anheben der Einstiegleiste bereits Rostbläschen entgegen blicken, auch wenn es nur kleine sind, dann ist akuter Handlungsbedarf angesagt! Denn wie so oft rostet der e30 an dieser Stelle von INNEN durch - das heißt, von innen sieht es wesentlich übler aus als von außen!


                  
2. Ursachen:

2.1 Mangelnde Hohlraumversiegelung:

Als grundlegendes Übel kann ich in erster Linie die mangelnde, werkseitige Hohlraumversiegelung in dem angesprochenen Bereich anführen. Sind die eigentlichen Seitenbleche und der Bereich nach unten gen Schweller in Höhe der Scheibenführungen noch einigermaßen versiegelt, so wird es an der Stelle, wo sich das auslaufende Blech der B-Säule dem Schweller nähert, sehr mau! Da hilft auch nicht mehr, dass der eigentliche Schweller verzinkt ist - arbeitet erst einmal der Rost innen am Seitenblech, so hilft die schützende Zinkschicht des Schwellers auch nicht mehr lange, da das verzinkte und unverzinkte Blech in dem Bereich zusammenläuft und die schützende Zinkschicht des Schwellers durch den arbeitenden Rost von "oben" schnell "abgerieben" wird. Ergo droht hier auf Dauer also auch eine Durchrostung des Schwellers.

2.2 Undichtigkeiten:

Als weiteren Knackpunkt kann man sicherlich undichte Scheibengummis der hinteren Seitenscheiben und/oder ein undichtes Verdeck ansehen. Auch nicht professionell gebördelte hintere Radläufe, die Spritzwasser zwischen den beiden Bördelkanten eindringen lassen, tragen ihren Teil dazu bei, dass Feuchtigkeit in diesen Bereich vordringen kann.

2.3 Zierleistenaufnahme:

Die mittlere Zierleiste ist am hinteren Radlauf durch einen Bolzen befestigt, der durch ein Loch im Seitenblech und im Innenkotflügel mittels einer Plastikmutter verschraubt wird. Bei mir sah man deutlich, dass durch dieses Loch Spritzwasser vom Innenkotflügel her in den Hohlraum der Seitenbeplankung eingedrungen ist.

3. Voraussetzungen zur fachgerechten Instandsetzung:

3.1: Benötigte Kenntnisse:

Schweißen: Man sollte nicht das erste mal ein Schweißgerät in der Hand halten, denn wir planen in später sichtbaren Bereichen zu schweißen. Begriffe wie Lochschweißung und Punktschweißnaht sollten bekannt und selbiges auch schon mal eigenhändig durchgeführt worden sein ;-)

3.2: Benötigte Teile:

Bei BMW brauchen wir für die Reparatur beider Seiten folgendes

1 Seitenblech Teilstück hinten unten links: Teilenr. 41 35 8 134 667, Kostenpunkt 121 EUR (Stand 08.2004)
1 Seitenblech Teilstück hinten unten rechts: Teilenr. 41 35 8 134 668, Kostenpunkt 121 EUR (Stand 08.2004)

6 Befestigungsklammern untere Zierleiste: Teilenr. 51 13 1 932 865, Kostenpunkt 0,35 EUR / Stk. (Stand 08.2004)

Im Zubehör sollte man sich folgendes organisieren:

2 Dosen Zinkspray
2 Dosen Lack matt schwarz (oder was man auch immer als vorläufige Versiegelung haben will ;-) )
1 Dose Karosseriedichtmasse (ich empfehle die von Teroson)
1 Dose Unterbodenschutz
2 Dosen Hohlraumversiegelung (ich nahm die von Holts, da die gleich eine schöne Düsenverlängerung mit verkaufen)

Für nur eine zu reparierende Seite halbieren sich diese Mengenangaben.

3.3: Benötigtes Werkzeug:

1 Schweißpunktbohrer /-fräser
1 Vibrationssäge: Ich hatte die Fein MultiMaster mit HSS-Sägeblatt - absolut perfekt, um Bleche exakt und schnell herauszutrennen! Alternativ kann man hier auch eine Flex mit dünner Trennscheibe verwenden.
1 Lochzange: Ist Luxus, man kann auch mit der Bohrmaschine die notwendigen Löcher im einzuschweißenden Blech bohren
1 Silikonspritze: Für das Anbringen der Karosseriedichtmasse
4+ Grippzangen
1 Schutzgas (MIG) Schweißgerät: Muss nix dolles sein - wir schweißen nur Bleche
1 Flex mit Schruppscheibe: Zum groben Verputzen der Schweißnähte und -punkte
Div. Schleifaufsätze für Bohrmaschine o.ä.: Für das Finetuning der Schweißnähte
Das Übliche für Blecharbeiten: 6er Metallbohrer, Körner, Stechbeitel, Stemmer, Hammer, etc.

4. Durchführung:

4.1 Vorarbeiten:

Auto hinten aufbocken oder ab damit auf die Hebebühne. Man kann damit kalkulieren, dass sich das gute Cabrio ab jetzt 3 bis 4 Arbeitstage pro Seite nicht mehr vom Fleck bewegen wird ;-)

4.2 Demontage:

Es müssen demontiert werden: Hintere Räder, untere und am hinteren Radlauf die mittlere Zierleiste, Kunststoffabdeckung an der unteren Sicherheitsgurtöse (innen), Kunststoffabdeckung der Schwellerverstärkung (innen), Türdichtgummi und Einstiegsblende am Schweller. Als letztes müssen alle Kunststoffklammern der oberen und die letzten drei (gen hinteren Radlauf) der unteren Zierleiste entfernt werden.

Hinweise:
Die untere Zierleiste muss zur Demontage nur mit ein wenig Kraftaufwand abgehoben werden. An der oberen Zierleiste muss im Innenkotflügel als erstes eine Kunststoffmutter abgedreht werden. Dann kann man auch diese mit "sanfter Gewalt" schadfrei abziehen.
Die Kunststoffklammern der Zierleisten sind mittels Kunststoffbolzen am Blech befestigt. Diese kann man mit einem kleinen Schraubendreher und einem Hammer einfach hineinschlagen und die Klammern lassen sich abziehen. Die Bolzen der oberen beiden Klammern bekommen wir wieder, wenn wir das Blech herausgetrennt haben, die unteren sind fort - bzw. nun im Schweller, wo wir jetzt nicht mehr dran kommen. Daher werden diese Klammern (3 pro Seite) neu benötigt. Bitte unbedingt die Dichtgummis der unteren Klammern aufheben - diese sind bei den Ersatzklammern nicht dabei und werden wieder verwendet!

4.3 Heraustrennen:

Grundsätzliches:
Die BMW-Reparaturbleche sind keineswegs gerade (!) an den zu schweißenden Kanten an der mittleren Zierleiste abgeschnitten! Daher sollte man das einzuschweißende Reparaturblech als Schablone nehmen - was sich nicht einfach gestaltet, da man das nicht so ohne weiteres an- oder darüber halten kann. Daher sollte man in zwei Stufen austrennen: einmal Grobzuschnitt, dann Feinzuschnitt.

1. Schritt: Herauszutrennenden Bereich grob anzeichnen:

Ich habe als Linie für den Grobzuschnitt die untere Absetzung der mittleren Zierleiste gewählt. Dann hat man noch gut 1 cm zu viel Blech stehen. Man sollte diese Linie mittels Anreißnadel und Maßstab/Lineal möglichst gerade nach vorne bis zum Stehflansch am Türeinstieg (wo das Türdichtgummi saß) und nach hinten bis zum Falz des Radlaufs verlängern.

2. Schritt: Schweißpunkte aufbohren:

Insgesamt existieren in 4 Bereichen Punktschweißungen, die wir als erstes aufbohren müssen: Falz des hinteren Radlaufs, Punktschweißlinie unter der unteren Zierleiste, Stehflansch an der auslaufenden B-Säule/Schweller und B-Säule im Türeinstieg (siehe Bilder). Die 4 Schweißpunkte im Türeinstieg sieht man von außen nicht so ohne weiteres - ich habe sie später mittels Stechbeitel abgeschlagen!

 

3. Schritt: Blech grob heraus sägen:

Das Seitenblech an der im 1. Schritt angezeichneten Linie heraustrennen.

ACHTUNG: In zwei Bereichen muss man hier besonders aufpassen: Einmal an der B-Säule innen im Türeinstieg und dann in Höhe des hintersten Befestigungsloches der mittleren Zierleiste! An der B-Säule befindet sich ein Verstärkungsblech direkt hinter der von außen sichtbaren Beplankung. Kurz vor dem hinteren Befestigungsloch der mittleren Zierleiste liegt das Blech des Innenkotflügels quasi an der Beplankung an - bis um die Falz des Radlaufes herum! In beiden Bereichen also äußerst vorsichtig (und nicht zu tief!) heraustrennen!

4. Schritt: Blech herausnehmen:
Noch hängt das Blech jetzt an 3 Stellen fest: Hartlotnaht am Schweller, Hartlotnaht im Radlauf hinten unten und 4 Punktschweißungen an der B-Säule im Einstiegsbereich am (noch unsichtbaren) Verstärkungsblech.
Ich habe das herauszutrennende Blech jetzt einfach in der Mitte vertikal durchgesägt und bis zu den Stellen, wo es noch hing, aufgebogen. Die vier Punktschweißungen am Verstärkungsblech an der B-Säule habe ich mit dem Stechbeitel aufgeschlagen. Die beiden Blechteile habe ich dann von den Hartlotverbindungen "weggebogen", bis das Blech an diesen Stellen riss.

5. Schritt: Feinzuschnitt:

Nun sollte man das Reparaturblech anhalten und als Schablone verwenden können. Sollten die restlichen Blechstücke an den Hartlotnähten dabei noch im Weg sein, so kann man diese schon mal vorsichtig mittels Flex oder anderer geeigneter Schleifmittel entfernen.

Wenn das Reparaturblech also darüber passt, einfach die obere Schnittkante mit einer Anreißnadel nachfahren. Hilfreich ist es, das Reparaturblech zu dem Zweck mit Grippzangen möglichst in der zukünftigen Einschweißposition zu fixieren.

Beim Feinzuschnitt sollte man möglichst genau arbeiten - je besser das Blech des Cabrios später am Reparaturblech oben auf Stoß anliegt, desto schöner werden die Schweißnähte und damit der Aufwand des späteren Verschleifens geringer!

4.4 Rost entfernen, reinigen, Innenbereiche lackieren:

Sollte selbsterklärend sein. Überall, wo der Rost im Innenbereich nagte, sollte man großzügig schleifen und gut lackieren. Auch die vorige Behandlung mit einem guten Rostumwandler kann nicht schaden. Besondere Aufmerksamkeit sollte man der Absetzung am Schweller im Türeinstieg, wo später das Reparaturblech aufliegen wird, widmen. Hier muss man die Hartlotnähte möglichst exakt entfernen, damit das Blech später gut "drinnen liegt" - schleift man zu wenig weg, dann liegt dieses später nicht ganz an und steht auf!

An diesem Punkt sollte man nicht zu hektisch agieren - je gründlicher und sorgfältiger man hier arbeitet, desto geringer ist die Chance, dass später wieder Rost entstehen kann. An den späteren Schweißnähten und -punkten habe ich hierbei Zinkgrundierung verwendet - durch die kann man durchschweißen, da diese elektrisch leitfähig ist.

           

4.5 Blechvorbereitung:

Bevor das Reparaturblech eingeschweißt werden kann, müssen Löcher an den vorgesehenen Lochschweißungen gebohrt / gestanzt werden. Als Schablone, wo die Löcher hinkommen, eignen sich hervorragend die zuvor ausgetrennten Blechstücke. Man kann sie wieder etwas richten, wenn sie durch die Demontage zu sehr verbogen sind, und dann mit Grippzangen einfach an das Reparaturblech klemmen.

4.6 Schweißvorbereitungen:

Das vorbereitete Blech sollte man vor Einschweißen mindestens einmal anhalten/einpassen. Erst, wenn dieses wirklich sauber sitzt und passt, kann man daran gehen, Karosseriedichtmasse direkt vor dem finalen Einsetzen und Schweißen aufzubringen. Original ist die Karosseriedichtmasse im oberen Bereich des Schwellers und am hinteren Radlauf aufgebracht (grün markiert). Ich habe zusätzlich an den rot markierten Bereichen abgedichtet, da mir dieses sinnvoll erschien.

Ist die Karosseriedichtmasse auf dem Innenteil drauf, kann man das Reparaturblech aufsetzen und mit Grippzangen in Einschweißposition fixieren.

Bevor man nun anfängt zu schweißen, muss man die hintere Innenverkleidung mit einem Keil o.ä. auf Abstand zum Flansch der B-Säule bringen und das Stück Teppich, was an der Verstärkung des Schwellers beim Stehflansch liegt, wegschaffen. Außerdem sollte man z.B. ein Stück schwer entflammbare Rigips-Wand oder ähnliches in den Türausschnitt stellen, dass einem Schweißspritzer nicht die Innenausstattung ruinieren können oder der Wagen Feuer fängt.

4.7 Einschweißen:

1. Schritt: Eimer Wasser / Feuerlöscher bereit stellen *g*

2. Schritt: Blech heften

Bevor man gleich damit beginnt, alles auszuschweißen, sollte man das Blech erst einmal an geeigneter Stelle mit ein paar Punkten heften. Dann kann man die Grippzangen entfernen und anhand der geschlossenen Tür und auch sonst überprüfen, ob die Position passt. So hat man die Chance noch mal neu anzusetzen, sollte es nicht passen.

3. Schritt: Ausschweißen

Nun, wenn alles passt, kann man sich daran machen, das Reparaturblech auszuschweißen. Gerade die lange Schweißnaht oben sollte man auf keinen Fall in einem Stück durchziehen oder durchpunkten. Stückweises Vorgehen mit Pausen lässt dem Blech Zeit auszukühlen, sodass es sich nicht zu sehr verziehen kann und außerdem wird die Lackschicht innen weniger geschädigt.

Besonders akkurat sollte man in den Bereichen schweißen, wo Absetzungen sind, da sich diese später nur sehr schwer verschleifen lassen.

Auch die vormaligen hart gelöteten Bereiche kann man nun bedenkenlos als Punktschweißnähte ausführen.
Gerade im und am Radlauf aufpassen, dass der Unterbodenschutz kein Feuer fängt!

4.8 Nacharbeiten:

1. Schritt: Verschleifen

Das grobe Verschleifen habe ich mit einer Flex und Schruppscheibe erledigt, die feineren Nacharbeiten dann mit geeigneten Aufsätzen und der Bohrmaschine. Je besser man hier arbeitet, desto weniger Arbeit hat der Lackierer später beim Spachteln oder Verzinnen!

2. Schritt: Passgenauigkeiten überprüfen

Gerade der Bereich am Radlauf und unter der unteren Zierleiste liegt nach dem Schweißen meistens nicht ganz sauber auf dem darunter liegenden Blech auf. Hier sollte man mit einem Gummihammer oder geeigneten Alustemmern nacharbeiten, sodass die Lücken möglichst gering werden!

3. Schritt: Grundieren, lackieren, Karosseriedichtmasse auftragen

Nach dem Grundieren und Lackieren muss zur Abdichtung am Blechübergang am Schweller, dem Radlauf und unter der unteren Zierleiste Karosseriedichtmasse aufgetragen werden.

4. Schritt: Unterbodenschutz

Den Unterbodenschutz habe ich entlang der originalen "Unterbodenschutzlinie" und im Radlauf aufgetragen.

5. Schritt: Lackieren und Hohlraumversiegelung

Nach der erneuten Lackierung außen muss unbedingt (!) Hohlraumversiegelung in den Innraum der Seitenbeplankung eingebracht werden, ansonsten liegen die Schweißnähte von innen frei und fangen mit Sicherheit wieder an zu rosten!

Am besten ist sicherlich, dieses professionell von einer Firma (Stichwort "Mike Sanders Fett") erledigen zu lassen. Übergangsweise habe ich es jedoch zur ersten Versiegelung mit einem handelsüblichen Sprühdosenmittel selber gemacht. Als geeignete Orte, um den "Sprührüssel" einzuführen, habe ich folgende Bereiche ausgemacht: alle offenen Löcher der Zierleistenbefestigungen und die großen, seitlichen Löcher im Verdeckkasten, durch die man auf den Innenkotflügel sieht.

Hier hilft tatsächlich viel viel, denn überflüssiges Wachs wird durch die unteren Zierleistenlöcher und den Schweller ablaufen. Man sollte darauf achten, den Sprührüssel in möglichst alle Winkel und Ecken zu halten, um ein gutes Ergebnis zu erlangen.

6. Schritt: Montage aller abgebauten Teile (wenn nicht sofort im Anschluss lackiert wird)

7. Schritt: FERTIG!

Jetzt kommt die andere Seite dran bzw. bei nur einer zu reparierenden Seite kann der Wagen ab zum Lackierer ;-)

Ich hoffe, dass Euch diese Anleitung die Art und den Umfang der Reparatur etwas näher bringt und auf mögliche Probleme hinweist. Ich wünsche bei dieser doch etwas schwerwiegenderen Reparatur viel Erfolg und ein frohes und erfolgreiches Schweißen!

Frank