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ASE 345i aus Rallye racing 10/86

Er sieht so harmlos aus... 
                                                          
Sein wahres Gesicht wohnt hinter gut getarnten Muskeln. Der kleinsten BMW wird durch geschicktes Puzzle aus lauter hochkarätigen Serienteilen zum Fahrleistungsriesen.

Die Zahlenkombination steht in keiner BMW Preisliste: 345i. In der Mathematik dieser Formel stecken Turbo, Ladeluftkühler, digitale Motronic, sechs Zylinder 3400 Kubik, 252 PS und eine harmlose Dreier-Karosserie. Die Kreuzung aus BMW klein und BMW groß, aus dem 316-325i und dem 745i (das gerade auslaufende Modell), ist nicht im Werk entstanden sondern beim kleinen Tuner ASE in Hamburg.  

Das Experiment ist interessant, lange überfällig und wert, dokumentiert zu werden. Die Bausteine kommen also alle aus dem BMW-Lego-Kasten, sind ausgereift und zuverlässig. Die ASE Leute waren klug genug, dern Serienmotor innerlich nicht anzutasten, 252 PS sollten erstmal genügen, und außerdem gaben sie der dicken Maschine ihren besten Kumpel mit, das computergesteuerte ZF-Automatikgetriebe, wie es serienmäßig im Siebener geliefert wird. Natürlich paßt das Ganze nicht so ohne weiteres in das knappe Motorabteil, so rückte alles enger zusammen.  

Der Motor hat es gut in der leichten Karosserie, jedes PS trifft nur auf fünf Kilogramm BMW. Man hört es dem bekannt seidigem Sechszylinder an, daß er sich nicht quälen muß: leises Schnurren,  zartes Summen, zorniges Fauchen, fröhliches Singen und im Hintergrund pfeift oder heult der Turbo, je nachdem.  

 Also: Wir trödeln so dahin aber der Rest des Verkehrs scheint nur herumzuparken. Man ist immer schnell. Es läßt sich nicht vermeiden, die Leichtigkeit verleitet dazu. Zwerg-Turbo mit der Sanftmut einer einer weißen Wolke ist ein Fahrleistungsgigant. Wir haben seine Beschleunigung gemessen, sehr exakt, mit opto-elektronischem Gerät auf der Höhe der Zeit. Bitte sehr, die Werte: 0-100 km/h in 6,37 Sekunden, 0-200 in 24,47 Sekunden, 1000 Meter aus dem Stand in  26,07 Sekunden. Pause.  
    
Technische Daten: 

Basis: 325i 

Motor: BMW 745i Sechszylinder-Reihenmotor, Hubraum 3406 ccm, Turbolader, Ladeluftkühler, Bosch-Motronic,   Höchstleistung 185 kW (252 PS) bei 4900/min max. Drehmoment 380 Nm bei 2200/min.  

Fahwerk: Schnitzer-Fahrwerk mit Bilstein-Federbeinen (35 mm kürzer), Bridgestone RD 91-Reifen. Größe 205/50 VR 15 vorn und  225/50 VR 15 hinten. Serienmäßige Bremsanlage, Zahnstangen-Lenkung ohne Servounterstützung.  

Fahrleistungen Höchstgeschwindigkeit ca. 245 km/h, 
Beschleunigung 0-100 km/h in 6,4 Sek., 
0-160 km/h in 14,2 Sek., 
0-200 km/h in  24,5 Sek., 
400 Meter aus dem Stand 14,4 Sek., 
1000 Meter aus dem Stand 26,1 Sek.  

Verbrauch: 16,8 Liter / 100 km  

Anschrift: ASE. Elmsbütteler Chaussee 1, 2000 Hamburg 20  

                                                    
Im ASE-345i ist von den drei möglichen Automatik-Fahrprogrammen ganz klar die  Economy-Stellung am besten. Mit dem Sportprogramm ist er ein bisschen nervös, außerdem geht hier der vierte Gang nur bis knapp 200 km/h, und das ist die typische Gleitgeschwindigkeit bei schwachem bis mäßigem Verkehr. Nun die hohen Geschwindigkeiten:   Wir haben nicht ermittelt, wie schnell der 345i lief, und das lag an dem noch ungenügendem Fahrwerk. ASE verwendet dazu Schnitzer-Teile mit Bilsteins, die das ganze Auto um 35mm tiefer legen. Dazu gibt es Bridgestone-Reifen, vorn 205/50er, hinten 225/50er. In Verbindung mit der fehlendem Servounterstützung der Lenkung machte das Ganze einen unharmonischen und unfertigen Eindruck. Die Federung war bei jedem Tempo beinhart, der Geradeauslauf frostig, das Auto neigte zum Versetzen.  

Wir waren nach Tacho bei 250 km/h, was bei einer gemessenen Abweichung von fünf Prozent wahre 237,5 km/h sind. Bei diesen Geschwindigkeiten setzte der Puls zum Überholen der Drehzahl an, obwohl die noch längst nicht am Ende war. Die Gedanken begannen mit den Bridgestones zu tuscheln: "Jungs, noch alles okay?" während die Hände unstet die Antworten auf die Fahrbahnunebenheiten, wie Winde und die nervösen Reaktionen des Autos ins Lenkrad diktieren und das Auto auf der schmal gewordenen Fahrbahn belancierten.  

Schnellfahren im ASE-BMW ist so aufregend wie Krimi gucken, nur daß man an den spannenden Stellen nicht aufs Klo flitzen kann. Da wird einem ganz schön schwindelig vor lauter Geschwindigkeit und Auftrieb vorn und hinten. Denn bei diesem Tempo schmust der Wind nicht mehr mit dem Blech, er zerrt daran, als wolle er das Auto aufs Kreuz legen. Man sieht auch wie labil die Dreier-Karosse ist, denn ab Tacho 220 saugt der Wind die Türen einen Spalt auf, und man kann ins Freie linsen. Keine Klage kommt von den Bremsen. Die serienmäßige Anlage kam ganz gut zurecht, zu wünschen wäre nur und unbedingt ein ABS.  

Der TÜV hat dem ASE-BMW sein Ja-Wort nicht verweigert. Der von uns gefahrene Wagen war der erste von vielen die noch kommen sollen. Der Preis für den Wolf im Schafspelz (an der Optik hat man sich nur sparsam vergriffen) ist noch nicht zu Ende diskutiert, man spricht aber von gut und rund 60 000 Mark, wenn keine besondere Ausstattung gebraucht wird. Man wird in jedem Fall am Fahrwerk noch arbeiten müssen (im BMW-Lego gibts es ja auch M3-Bausteine). Dann hat man vielleicht die kultivierteste Art, schnell und unauffällig unterwegs zu sein. Ton in Ton zur technischen Überlegenheit des Autos könnte man sich dazu einen Fahrer vorstellen, der ebenso souverän mit dem Langsamverkehr umgeht wie das Auto mit ihm. 
                                                          
Bernhard Schmidt  

Der Platz war knapp. Die Motoraufhängung auf der Vorderachse muße umgearbeitet werden, dabei erhielten die Gummilager Blechgehäuse, die als Anschlag bei zu heftigen Bewegungen des Triebwerks dienen. Denn zuviel Freiheiten konnten Ihm nicht genehmigt werden. Der Abstand zum Kühler beträgt noch einen Zentimeter. Normalerweise hat der Kühler einen Visko-Lüfter dahinter, aber für den fand sich kein Raum mehr. Statt dessen wurde vor dem Kühler (die vergrößerte Tropenausführung) ein zweistufiger, thermostatisch geregelter Lüfter installiert. Die beiden Stufen schalten sich zwischen 81 und 99 Grad zu. Zur Vermeidung der Kopflastigkeit und aus Platzgründen wurde auf Servolenkung, ABS und Klimaanlage verzichtet, außerdem wurde die Batterie in den Kofferraum verlagert. Die Gewichtsverteilung beträgt nun 54:46 Prozent (Leergewicht 1275 kg). Der Ladeluftkühler fand ein Plätzchen, wo üblicherweise die Nebelscheinwerfer leuchten dicht vor dem rechten Vorderrad. Das kostet Bremskühlluft, daher wird der rechten Bremse über einen Leitschaft Luft zugefächert. Der Serienluftfilter mußte einem kleineren weichen. Bei der Auspuffanlage sind Krümmer und  Vorschalldämpfer vom 745i, der Endschalldämpfer vom Mercedes 500 SL. Zur Versteifung der Karosserie wurden Federbeinbrücken vorn und hinten angebaut.  

eingeschickt von norman